Welches Bild von Udo Lindenberg hatten Sie im Kopf, als Ihnen die Rolle angeboten wurde?
Dass er eine deutschsprachige Musiklegende ist, war mir klar. Ein bedeutender Mensch und Musiker. Eine deutsche Instanz, um die man nicht herumkommt. Ich hatte auch im Kopf, dass er einiges bewegt hat und dass er eine Art deutsch-deutscher Botschafter war. Ich glaube sogar, dass Udo bei uns Thema in der Schule war. Andererseits hielt ich ihn da noch für einen ziemlich speziellen Star: ein komischer Vogel mit seiner Zigarre, seinem Hut, seiner Sonnenbrille und seinen grünen Socken – mit einer eingefleischten Fangemeinde. Irgendwie ein Wesen aus einer anderen Zeit und gleichzeitig zeitlos.
Hatten Sie „übergroßen“ Respekt, eine solche Ikone zu spielen?
Ja, auf jeden Fall. Ich war verdammt aufgeregt. Genauso aufgeregt wie bei meiner ersten Rolle in Zürich am Theater, die eben nicht irgendeine Rolle war, sondern gleich Hamlet. Jedenfalls habe ich mir sehr viele Gedanken gemacht und ich hatte wahnsinnige Angst, etwas falsch zu machen oder zu interpretieren. Aber Hermine Huntgeburth und das Team haben mir sehr geholfen, diese Ängste beiseite zu legen und es wurde von Drehtag zu Drehtag immer besser. Ganz frei davon war ich wohl nie, aber am Ende war ich schon um einiges gelassener. Es ist einfach eine besondere Herausforderung, eine nicht nur reale, sondern auch noch lebende Person zu spielen. Da will man nichts falsch machen, aber gleichzeitig darf man sich eben davon auch nicht zu sehr einschüchtern lassen.
Was hat Ihnen bei diesem Kennenlernen am meisten geholfen – seine Biografie oder seine Musik?
Ich habe Udo aus vielen Perspektiven kennengelernt. Ich habe ihn persönlich getroffen, habe das Drehbuch durchgearbeitet, mir Auftritte angesehen, Artikel und Bücher über ihn gelesen, mich mit seinem Leben auseinandergesetzt. Ich habe seine Musik gehört und mir seine Texte genauer angeschaut. Das alles hat geholfen, ihm näher zu kommen, aber dass ich ihn wirklich kenne und verstehe, das würde ich auch jetzt noch nicht behaupten wollen. Ich lerne ihn immer noch kennen.
Und das, obwohl Sie ihn ja auch sogar in seinem Heim – im Hotel Atlantik – besucht haben. Wie waren die Treffen mit ihm?
Ich war super aufgeregt vor unserem ersten Treffen und das hat sich auch nicht unbedingt dadurch gelegt, dass wir sofort per du waren und er mich im Scherz damit begrüßte, dass ich also sein „Heldenepos“ nachspiele. Es gibt ja schließlich sowieso kaum jemanden, der mit Udo nicht per du ist. Das Schöne war, dass wir einfach geredet haben: über Musik, über Bruce Springsteen, über Miles Davis, über Gott und die Welt und zwischendrin immer wieder über ihn. Auch wenn er also ein paar Fragen, die ich hatte, beantwortet hat, wurde mir im Laufe des Gesprächs immer mehr klar, dass diese Antworten oder absolut exakte Informationen über irgendwelche Kindheitserlebnisse nicht entscheidend sind, sondern ein Gefühl für ihn.