fbpx

Interview Susanne Wolff und Sandra Hüller

Warum freunden sich Sisi und Irma an und was erwarten die beiden von dieser Beziehung?

 

SUSANNE WOLFF (Sisi): Die beiden Frauen begegnen sich ja, weil es eine neue Hofdame geben muss – die vorherige kann nicht mehr. Und auf Korfu, wo Sisi mit ihren anderen Bediensteten lebt, herrscht ein recht familiärer, intimer Umgangston. In diese Intimität begibt sich die Hofdame Irma von Anfang an hinein – es wird schon beim ersten Einstellungsgespräch klar, dass bei Irma einiges an Humor zu entdecken ist, der Sisi gefällt. Das ist die Initialzündung, Sisi merkt: Das könnte spaßig werden.

Und was verspricht sich Irma von Sisi?

 

 

SANDRA HÜLLER (Irma): Die wird dort zunächst auf Wunsch ihrer Mutter hineingesetzt – und was ihre Mutter will, will Irma auch. Am Anfang wundert sie sich über Elisabeth, bewundert sie aber auch ganz schnell.  Was sie sucht… ich denke, es geht unbewusst um Bestätigung, um einen Spiegel, all das, was sie in ihrem bisherigen Leben vermisst hat. Irma ist allerdings keine einsame Frau, jedenfalls nicht für mich – sie könnte sich stundenlang beschäftigen, ganz egal womit. Durch den Fokus auf Elisabeth verschiebt sich das – plötzlich wird sie ohne Elisabeth einsam.

 

Was mögt ihr an der jeweiligen Figur der anderen?

 

 

SH: Irma bewundert an Elisabeth ihre Konsequenz. Wenn Elisabeth etwas will, dann zieht sie das durch, sie macht, was sie möchte. Das ist faszinierend für Irma – für mich übrigens auch! Die Stimmungswechsel sind natürlich anstrengend, aber permanent auf sich selbst zu hören, das ist toll. Dazu kommt Elisabeths Klugheit, ihr Stil…

SW: Ich glaube, das ist bei mir der gleiche Punkt, der in zwei Richtungen ausschlagen kann: Irmas Hingabe, das Bereitsein, wie ein neugeborenes Schäfchen die Welt zu betrachten, das Staunen, die Freude – bis zu einem gewissen Maße findet Sisi das zauberhaft. Aber es wird ihr auch irgendwann zu übergriffig. Sisi fragt Irma nie etwas – erst am Ende des Films, durch den Brief, den Irma bekommt, erfahren wir etwas mehr von Irmas Kindheit, die anscheinend nicht schön war.

Haben die beiden das das schwierige Verhältnis zur Mutter gemeinsam?

 

SW: Ja, vor allem wenn ich mich an den Dreh erinnere… wir hatten das große Glück, in diesen wunderbar herrschaftlichen Gemäuern zu drehen, und da sollten wir auf diesem Sofa auf unsere Mütter warten. Wir durften das erste Mal schlechte Laune verkörpern, und richtig herumlungern, beide zusammen, das hat großen Spaß gemacht. Zudem ist das eine von zwei Szenen, in denen wir beide in ein echtes Korsett gezwängt wurden. Damit wir Haltung annehmen, wenn unsere Mütter kommen. Da sind die beiden wie zwei Kinder in Socken.

SH: Ja. Aber ausgetauscht haben sich die beiden nicht über ihr schwieriges Verhältnis zu den Müttern. Beide gehen ja auch unterschiedlich damit um – Irma ordnet sich nach wie vor unter, Elisabeth nicht, die ist in einer mächtigeren Position. Irma sind Konflikte generell unangenehm.

Wie war euer Verhältnis zu Sisi vor dem Film?

 

SW: Ich kann mich sehr gut an die alten Sisi-Filme erinnern. Aber Frauke hat uns dazu angehalten, nicht unbedingt weiterzuforschen, weil sie frei damit umgehen wollte. Sie hat uns keine Biografien in die Hand gedrückt. Trotzdem haben wir ein paar Dinge mitbekommen.

SH: Wir haben auch während des Drehs erst erfahren, dass es mit „Corsage“ gerade einen weiteren Film über Sisi gibt…. Mir war Sisi vorher ehrlich gesagt ein bisschen egal. Ich kannte die alten Filme, ich bin da aber eher an der tollen Darstellung von Romy Schneider hängengeblieben, wie sie die Ehrlichkeit und Verletzlichkeit spielt, ist wirklich berauschend. Aber die Filme erzählen ja eine ganz andere Lebensspanne.