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DIE KINDER IN IHREN BÜCHERN SIND KÄMPFER

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„ASTRID“ ZEIGT DIE BEKANNTESTE KINDERBUCHAUTORIN DER WELT VON EINER EHER UNBEKANNTEN SEITE – AN DER SCHWELLE ZUM ERWACHSENWERDEN. DIESE JAHRE HABEN DIE AUTORIN AM MEISTEN GEPRÄGT, SAGT REGISSEURIN PERNILLE CHRISTENSEN. MIT IHREM EINFÜHLSAMEN FILM MÖCHTE SIE DEM PUBLIKUM DIE JUNGE ASTRID LINDGREN UND IHRE ERSTEN SCHRITTE INS MODERNE LEBEN NÄHERBRINGEN. IM GESPRÄCH MIT SUSANNE BURG:

Frau Christensen, wie war Ihre Beziehung zu Astrid Lindgren, bevor Sie an der Arbeit mit dem Film begonnen haben?

Ich bin Dänin und in Kopenhagen aufgewachsen, doch mein Vater hat im Sommer regelmäßig in Krankenhäusern in Südschweden gearbeitet. Wir sind mitgegangen und haben in den 70ern in einem kleinen Haus auf dem Land gewohnt, in Småland. Meine Mutter liebte Astrid Lindgren und hat mir immer aus den Büchern vorgelesen, in der Umgebung also, in der die Bücher entstanden sind. Astrid Lindgren hat mich mit den ersten großen Themen des Lebens konfrontiert: mit Geschwisterliebe, Liebe zu den Eltern, Tod, Verantwortung, wie ich als Mädchen sein möchte. Pipi ist für mich eine der größten Freiheitsikonen überhaupt. Astrid Lindgren hat mir also eine Menge bedeutet.

Sie konzentrieren sich in Ihrem Film auf drei Jahre im Leben von Astrid Lindgren, und zwar auf die Zeit, als sie noch zu Hause wohnt und dann im Alter von 18 Jahren unehelich schwanger wird. Warum gerade diese Zeitspanne?

Mir kam die Idee zu dem Film, als ich vor sechs Jahren in einer Zeitung ein Foto von ihr gesehen habe. Es war eine Rezension eines Buchs über Astrid Lindgren. Ein Foto im Buch zeigt, wie sie ihren jungen Sohn im Arm hält. Und als ich das las, dachte ich: Wow, das ist nicht die Astrid, die ich mir in meiner Kindheit vorgestellt habe. Es sind diese drei Jahre, die sie geprägt und ihre Themen in ihren Büchern bestimmt haben, Themen wie Liebe für Kinder und Verantwortung.

Wie würden Sie beschreiben, wie Astrid Lindgren ihren Drang nach Freiheit und Selbstbestimmung mit den Restriktionen der Zeit zu vereinen versucht?

Die 20er-Jahre sind wirklich interessant. In vielen Ländern wird das Frauenwahlrecht eingeführt. Frauen dürfen ihr eigenes Geld besitzen, am Arbeitsmarkt teilhaben. Aber Astrid wohnt auf dem Land, in einer bäuerlichen Umgebung. Ihre Familie hat das Essen noch selbst angebaut. Ihr Vater war Pfarrhofpächter, ihre Mutter extrem religiös. Astrid hat damals ein sehr konservatives und modernes Leben geführt. Und wir versuchen zu zeigen, dass sie selbst diesen Schritt in das moderne Leben unternommen hat. Sie war die erste Frau, die sich in ihrem Dorf die Haare abgeschnitten hat. Das war dort ein Riesenskandal.

Die Stärke Ihres Filmes liegt darin, dass er emotional ist, ohne jemals melodramatisch zu werden. Ist das auch dem Anspruch geschuldet, ihr als starker Frau gerecht zu werden?

Ja, wir bemitleiden sie nicht im Film. Und sie bemitleidet sich selbst nicht, auch wenn sie Grund dafür gehabt hätte. Das zeichnet sie aus. Auch die Kinder in ihren Büchern sind Kämpfer. In «Michel aus Lönneberga» geht Michel in den Schneesturm und fährt Alfred zum Arzt. Niemand sonst traut sich das. In «Mio, mein Mio» sticht Mio den bösesten Menschen in der Geschichte mit dem Schwert ins Herz und befreit ihn vom Bösen. Astrid Lindgrens Kinder beschweren sich nie. Sie handeln.

Sie umrahmen den Film mit Bildern der alten Astrid Lindgren, wie sie Briefe von Kindern liest. Warum zeigen Sie sie nur von hinten?

Wir haben viel darüber diskutiert. Die Geldgeber wollten, dass wir am Ende sagen, dass Astrid Millionen von Büchern verkauft hat, um ihre Bedeutung aufzuzeigen. Doch darin liegt für mich nicht ihre Bedeutung. Das sind nur Zahlen und ist rein kapitalistisch gedacht. Für mich ist es der Einfluss, den sie mit ihren Büchern auf Kinder hat, den sie auf mich hatte.

Dass sie mir etwas erzählt hat, dass mich als Menschen mitgeformt hat, dass mich geprägt hat. Ihre Bedeutung liegt für mich darin, dass sie mich berührt hat und so viele Kinder in der ganzen Welt. Wir haben uns gefragt, wie wir das in den Film aufnehmen können. Und daher haben wir uns für den Rahmen mit den Briefen entschieden. Die Liebe ihr gegenüber sollte den Film umrahmen.

ASTRID LINDGREN WIRD IN DEM BIOPIC VON DER NACHWUCHSSCHAUSPIELERIN ALBA AUGUST VERKÖRPERT. AUCH FÜR SIE ZÄHLT DIE KINDERBUCHAUTORIN ZU DEN GANZ PERSÖNLICHEN KINDHEITSHELDINNEN. IN EINEM INTERVIEW ERZÄHLT ALBA ÜBER IHRE STARKE, EMOTIONALE VERBINDUNG ZU ASTRID LINDGREN.

Man findet in diesem geradlinigen Porträt viele Züge von Lindgrens kindlichen Helden wieder. Und in Alba August als Astrid kann man sich verlieben.

epd Film